Ich bin des Schauens ein wenig müde, ich habe mich ins Erasmus-Café mit Buchhandlung im Teutsch-Haus zurückgezogen. Die eine Angestellte spricht nur Rumänisch, die andere kann Deutsch mit hartem Ost-Akzent. Es gibt unter anderem eine nette Auswahl an Büchern in deutscher Sprache. Ich habe Kafkas Verwandlung und Roths Radetzkymarsch gekauft. C. ist oben im Archiv und sucht nach Vorfahren der Lienert-Linie; der Stammbaum weist einige Lücken auf an dieser Stelle.
→ weiterlesenSo viel Eis in der Waffel!
Wir sind in Hermannstadt angekommen. Ich sitze im Zimmer im Hotel «Exclusive and more», und es fehlt mir an Schreibinspiration. Ich möchte jedoch fleissig sein und Buchstaben auf das Papier bringen. Die Lobby ist von biertrinkenden, fröhlichen Männern besetzt. Also doch Zimmer. Der vorhandene Stuhl ist zu niedrig für den Schreibtisch, ich bräuchte lange Affenarme und ausfahrbare Augen. Der Stuhl passt eher zu dem kleinen Bistrotisch, welcher sich in der dunkelsten Ecke des Raumes befindet. Da bräuchte ich Luchsaugen. Da ich nur eine Lesebrille besitze, schiebe ich Tisch und Stuhl unter die vorhandene Deckenleuchte; leicht bucklig kann ich nun schreiben.
→ weiterlesenGerupfte Federn
Es ist 20.30 Uhr, Montag abend. Die Lobby ist fast leer, es wird live Piano gespielt und es gibt einen Ober, der beflissen den Whisky an den Tisch bringt. Der letzte Tag in Kronstadt. Ich freue mich auf die Weiterreise.
→ weiterlesenUnveränderter Blick
Heute ist Sonntag. Damit wir der gestern erwähnten internationalen Lautstärke aus dem Weg gehen, sind wir bereits um 7.30 Uhr zum Frühstück marschiert. Es war festzustellen, dass andere noch vor uns da waren. Nämlich Gruppen, welche mit dem Bus zur nächsten Sehenswürdigkeit – Bran, Sinaia, Peleș … – transportiert werden sollten. Wie auch immer, man lernt mit den Gegebenheiten klarzukommen. Das Büfett war überwältigend vielseitig. Es gab zwar nur zwei Sorten Marmelade, für Deutsche vermutlich, jedoch unzählige Variationen an Deftigem und Kuchen. Fein, fein.
→ weiterlesenDie geschlossene Milchsammelstelle
Wir sitzen in der Lobby im Hotel Aro in Kronstadt und trinken Whisky. Demselben Aro, an welchem meine Familie und ich vor über dreissig Jahren, in der goldenen kommunistischen Ära, vorbeigingen und keinen Einlass hatten, da wir rumänische Bürger waren und keine Ausländer mit Devisen, welche durch das Hotel beeindruckt werden sollten.
→ weiterlesenGrelle Farben
Man wird hin und her gerüttelt. Nicht nur auf den unglaublich schlechten Strassen, sondern auch optisch und empfindungsmässig. Zigeunerpaläste von hässlicher Protzigkeit wechseln sich ab mit ärmlichsten Häusern, in ein und demselben Dorf. Kleinstadtstrassen befinden sich in einem Zustand der Auflösung – wenige Kilometer weiter beginnt die superneue Transilvania-Autobahn.
→ weiterlesenIst das Rumänien?
Es ist 20.48 Uhr und ich habe bereits das Pyjama an. Darüber einen Frottee-Bademantel, weiss, lang bis zum Boden, die Ärmel hängen wie Flügel an einem toten Vogel. Die Lichtschalter sind weit unten, für Zwerge geeignet. Die Wasserspülung befindet sich hoch über der Toilette, für Riesen gedacht. Der Spiegel im Bad hat blinde Flecken, für alle. Es ist ein Zimmer im Continental Forum in Oradea. Mit Blick auf die Kreisch und fussläufig zur Altstadt.
→ weiterlesenNivellierung
Hatten wir gestern Budapest noch dafür bewundert, dass es eine echte, schöne Grosstadt ist, ohne Rummel, so sind wir heute eines Besseren belehrt worden.
Genau, es gibt die Touristenströme, und zwar rund um die Matthiaskirche im Burgviertel. Das Burgviertel ist eine kleine Stadt für sich, mit hübschen Strassen. Ruhig. Denkt man, spaziert weiter und hört plötzlich Stimmengewirr. Da kündigt sich etwas an, bestimmt eine Sehenswürdigkeit! O ja, die wunderschöne Kirche mit buntem Dach und die Fischerbastei. Schlangen an den Kassen, sofern man rein möchte. Möchten wir nicht, kein Anstehen bitte. Weiter, Richtung Burg. Baustellenareal, gelenkte Besucherströme. In zwei Jahren ist es vermutlich überall sehr schön hier, und vermutlich genauso voll. Lieber runter an die Donau und über die Elisabethbrücke auf die Pester Seite wechseln.
→ weiterlesenDas schönste Parlament
«Diese Stadt hat Eleganz, Charme, respektable Bauten, sie ist keine Touristenfalle, sondern das natürliche Zentrum einer selbstbewussten Nation», sagt C.
Das Parlament in Budapest, bei Nachtbeleuchtung fotografiert, mit sanft plätschernder Wasserfläche davor und vorbeigehenden Menschensilhouetten wie Scherenschnitten, fasziniert. Noch heute morgen waren wir in Bratislava, doch das scheint jetzt Monate zurückzuliegen. Budapest nimmt einen gefangen. Optisch beeindruckend. Eine wahrhafte Hauptstadt mit einer unglaublich lässigen Stimmung, viel Verkehr, engen Strassen, breiten Boulevards, weiten Plätzen und grossen Kirchen.
→ weiterlesenWir nähern uns dem Osten
Linz am Montagmorgen um halb sieben. Die typischen Geräusche der Grosstadt: Die Kehrmaschinen sind unterwegs und die noch fast leere Strassenbahn. Wenn die Bahn, von der anderen Seite über die Donaubrücke fahrend, auf den Hauptplatz stösst, gibt es ein Geräusch wie Donnergrollen. Kein Filmstudio könnte es besser nachahmen. Die Cafés mit ihren Kaffeespezialitäten und Obern in weissem Hemd mit schwarzer Hose und Weste sind noch geschlossen. Gestern bereits öfter ungarisch und rumänisch sprechende Besucher gehört. Wir nähern uns dem Osten …
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