Alte Welt

Die Nacht war kurz, sie war zu heiss, bei gekipptem Fenster zu laut, mit Klimaanlage kühler, dafür aber mit klapprig-flatternden Geräuschen. Die haben es nicht vereinfacht, Schlaf zu finden. Nicht so schlimm. Nach dem Frühstück sind wir gut gelaunt Richtung Linz losgefahren. Jawohl, Linz, und nicht etwa Wien. Wien kennt doch jeder …

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Willkommen in der Grosstadt

Wir haben uns aufgemacht, um spontan zu reisen. Wenn möglich bis Kronstadt und zurück. Und Autobahnen vermeidend und den Weg dahin bereits als Urlaub betrachtend. Erwartungen an Hotels und Komfort halten wir in Grenzen, wir sind bereit für Überraschungen.

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Eigentlich sind wir Touristen

Landschaftlich betrachtet die schönste Etappe: von Rapperswil nach Einsiedeln. Lichte Wälder, kühl, mit frischer, feiner Luft und einem Reh. Danach, auf einer Anhöhe, die Kapelle und das Gasthaus St. Meinrad mit Weitblick. Geschwungene Hügellandschaft, grün, mit Blick auf ferne Alpen, der Himmel blau, betupft mit weissen Wolken, ein perfekter Sommertag. Rotmilan, Grillenzirpen, riesige Kreuzspinne beim Weben ihres Netzes, grasende Kühe auf Hügelkuppen, gepflegte Höfe. Der Sihlsee und das Kloster Einsiedeln rücken ins Blickfeld. Wunderbar. Den heutigen Tag hatte ich mit Laufen über den Holzsteg von Rapperswil nach Hurden begonnen. Die Sonne färbte die vorhandenen Wolken rosa, das Licht glitzerte auf dem Zürichsee und die Wasservögel lärmten zu früher Stunde. Jetzt: Einsiedeln, gleich, das Ziel!

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Geschlossene Gasthöfe

Durch die Altstadt von Rapperswil spazieren viele Besucher aller Art. Die meisten trinken etwas in den Cafés am Rathausplatz. Die Einheimischen sind woanders, und sie tun gut daran. Das stetige Vorbeilatschen der Touristen hat mich ins Restaurant Jakob getrieben. Es ist 17.20 Uhr und leer, die Musik cool. Hier kann ich schreiben, draussen konnte ich keinen Gedanken zu Papier bringen. Ich bin uncool angezogen, aber was soll’s, ich wandere. Tolle Altstadt, relativ klein, aber fein.

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Zeichen der Frömmigkeit

Sechs Stunden wandern, sechs Stunden unaufhörlicher Regen. Man hätte sich vielleicht gleich morgens in die Badewanne legen sollen, angezogen, mit Wanderschuhen, um komplett durchnässt loszulaufen. So hat es etwas länger gedauert, bis das Wasser in den Schuhen stand, und bei jedem Schritt schmatzte. Angekommen in Fischingen habe ich sofort geduscht und mir dann einen Rum und Schwarztee gegönnt. Danach ging es mir gut. Ich durfte die Schuhe in den Heizungsraum stellen und hoffe, dass sie bis morgen trocknen.

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Stille Abenteuer

Weinfelden ist schwer einzuschätzen. Hat es noch seine Seele? Für mein Empfinden gibt es Spuren davon, aber keine Kraft. Hätte nicht hie und da ein Laden auf, könnte man glauben, es sei Sonntag. Ein Sonntag, an dem fast alle Bewohner ins Grüne gefahren sind. Zwei wunderschöne Blumenläden habe ich angetroffen, etliche Coiffeurgeschäfte und Männer, die statt vor dem Bahnhof vor der Migros am Hauptplatz ihr Bier grölend konsumieren. Eine tolle Kirche, erhöht über der Altstadt, erbaut 1902 bis 1904, St. Johannis, reformiert. Über der Orgel leuchtet rotes Licht, ermahnend und heilig zugleich. Die Sitzreihen sind leicht geschwungen, sie ermöglichen ein Schauen und Lauschen der Predigt, ohne sich den Hals zu verrenken. Ich befinde mich im Hotel Zum Trauben, wundervoller Altbau, renoviert mit grossem Sachverstand für alt und neu.

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Einmal Alvier und zurück

Man spart etliche Höhenmeter, indem man die Palfries-Bahn von Ragnatsch auf die Palfries-Hochebene nimmt. Die Talstation gibt sich in Tarnfarben, als Erinnerung daran, dass die Bahn ursprünglich als Militärbahn gebaut wurde. Jetzt kann sie acht Leute transportieren, Rucksäcke und Taschen kommen in einen Korb aussen an der Kabine. Flott gondelt man über den Ragnatscher Bach, über Wasserfälle, die jetzt ein Rinnsal sind – wir befinden uns mitten im Klimawandel und es herrscht Dürre. Die helle Felswand, von Wasser in besseren Zeiten geschliffen, ist trotzdem imposant. Man vertraut darauf, dass die Seilbahn hält, was sie verspricht. Der Blick nach unten weckt mulmige Gefühle. Aber alles kein Problem. Wohlbehalten entsteigt man oben der Kabine, und los geht’s.

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Alpenblumen und Wölfe

Wenn man sich von der Idee losmachen kann, in der Gruppe unterwegs selbstreflektierende Gedanken denken zu wollen, dann wird das Wandern mit anderen zum gemeinsamen Erleben. Wollte man, wie Nooteboom, reflektieren – dazu fehlt es dann doch ein wenig an tiefgehender Bildung –, müsste man alleine wie er auf Umwegen nach Santiago reisen.

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Bargis. Bargis? Bargis!

Alpenkitsch der schönsten Art. Das ist das Bargis-Tal. Es würde genügen, sich auf der Terrasse des Berggasthauses niederzulassen, zu schauen, etwas zu trinken und zu schauen. Jetzt, im Juli, stehen die Wiesen in voller Blüte; Blümchen der tollsten Art und Farben. Wäre man alleine könnte man sich auf die Wiese legen, den blauen Himmel mit den weissen Wölkchen betrachten oder die Augen schliessen und für eine Weile meinen, man wäre im kleinen Garten Eden.

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Das schlichte Dorf

Ich sitze am warmen Vulkantisch, im hinteren Garten. Der Wind ist da, das wolfähnliche Geheul der Hunde. Ich trinke trockenen Malvasía-Wein. Der Garten ist grün und schwarz. Der Boden, das sind kleine schwarze Steine. Die umgebenden Mauern, das sind aufgetürmte grosse schwarze Steine. Im Garten Jasmin, duftend. Zitronenbäume mit runden, grünen, unreifen Früchten. Ein Avocadobaum. Ein winziger Apfelbaum mit einem Apfel. Aus dem schwarzen Boden ragen hervor: Zwiebel – oder ist es Lauch? –, kleine Auberginenbüschchen mit jeweils einer kleinen Frucht. Auf der Mauer grosse Blumentöpfe, blau und grün, mit Kakteen. Es zwitschert. Bananenstauden.

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