Caffè degli Specchi a Trieste

Triest. Ein Zimmer in der zweiten Etage eines grossen, schönen Stadthauses mit Blick auf den Turm der ehemaligen Fischmarkthalle. Kein Aufzug, sondern ein beeindruckendes Treppenhaus mit niedrigen Stufen, in welchem das Licht zu früh ausgeht, wenn man im ersten Stock nicht erneut den Schalter betätigt. Fussläufig zur Piazza dell’Unità mit ihren imposanten Gebäuden. Ein Viereck, dessen eine Seite zum Meer hin offen ist.

Auf dem Weg hierher haben wir in Pula gehalten. Eine Stadt, welche heutzutage hauptsächlich für das römische Amphitheater, relativ gut erhalten, berühmt ist. Die Touristen strömen in Massen hinzu, fotografieren und fotografieren, wir mittendrin. Ich bin genervt, ich kann die römische Ruine nicht angemessen würdigen. Weg, hinein in die Seitenstrassen und ein Café suchen. Wir finden eines, die Getränke sind nicht wirklich gut, mein Wasser wird auch nach wiederholter Aufforderung nicht gebracht. Beim Bezahlen entschuldigt sich der Kellner, er wäre alleine und hätte viel zu tun. Murrend steige ich ins Auto. Die Fahrt durch das Innere Istriens und dann Slowenien beruhigt mein Gemüt. Und da: Italien, Triest! Im Hafen liegt ein riesiges Kreuzfahrtschiff und zieht viele Blicke auf sich.

Die ersten Gehversuche durch die Stadt irritieren. Die italienische Grosstadt überfordert unsere Sinne. Vielleicht sind das Sehen und Fühlen noch unterwegs. Rettung suchen wir in einem Kaffeehaus, Caffè degli Specchi, Café der Spiegel, nach Vorbild der Wiener Kaffeehaustradition. Der Aussenbereich, mit unzähligen Tischchen und Stühlen, Blick auf die Piazza, ist mit einer Kordel abgesperrt, es gibt einen Einlass mit Plazierung, falls etwas frei ist. Wir möchten gerne hinein, aha, kein Problem. Wie sich herausstellt, ist es eines der ältesten und bekanntesten Cafés in der Stadt, Eröffnung war 1839. An der Theke trinken Einheimische ihren kleinen Espresso, Glasvitrinen sind bestückt mit feinsten, teuren Törtchen. Wir trinken einen Spritz, dazu gibt es Häppchen. Das lässt die Sinne ihr Gleichgewicht finden und erleichtert die Erkundung der Stadt.

21. September 2022, Crikvenica – Pola – Triest