Wildhaus-Winter

Dazu möchte ich fast nichts sagen. Das nannte sich Wanderung und war bloss ein Ablaufen einer bestimmten Strecke. Hat jemand den Raubvogel gesehen, den Specht gehört, das Glitzern des Schnees wahrgenommen? Die verstreuten Höfe auf den Hügeln gleich Puppenhäusern? Was tun diese Menschen? Warum laufen sie durch die Natur? Um zu berichten über Omas Demenz, die kaputte Hüfte des Onkels oder wann der Geburtstermin der Enkelin ist. Wann ist die Fähigkeit zu sehen verlorengegangen?

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Regitzerspitz

Ich war der Meinung – für kurze Zeit –, dass man irgendwann des Wanderns ein wenig müde wird. Das funktioniert aber nicht. Man muss wieder raus, man muss!

6. November 2021, 17,8 km, 4 h, 660/640 Hm

Kalt, kälter, Dürrboden

Ich wurde vorgewarnt: Es kann kalt werden, bitte warme Sachen zum Übernachten mitnehmen.

Der Oktober 2021 hat für meinen Geschmack viel zu früh Schnee in die Berge gebracht und damit die geplante Tour über drei Tage vereitelt. Macht nichts, ich laufe von Davos zum Dürrboden durch das Dischmatal, übernachte und kehre am nächsten Tag zurück. Machbar.

Kuhfreies, herbstliches, von Wasser durchzogenes Tal. Dürrboden-Restaurant mit gackernden Hühnern zwischen den Stühlen und feinem Essen. Man sitzt in der Sonne und kann sich noch nicht vorstellen, wozu man die Thermounterwäsche mitgenommen hat. Die Sonne sinkt, die Gäste verlassen nach und nach die Lokalität. Ich bleibe als einziger Besucher übrig. Das Bettzeug wird in mein Zimmer getragen. Die Hühner werden still, still wird auch mein Lächeln: Es wird draussen so kühl, dass ich mich ins Innern des Restaurants zurückziehe. Der Raum ist sehr hoch, weit, toll hergerichtet. Darin befindet sich auch ein Eisenofen, allerdings träumt er noch kalt vor sich hin. Bitte einen Tee, bitte den Ofen einheizen, denke ich. Die Hände sind mittlerweile kalt. Aber dann: Es wird Feuer gemacht! Es dauert, bis Wärme den hohen Raum und mich erreichen. Abendessen. Ein warmes Essen!

Die Dunkelheit ist da. Ich ziehe mich auf mein Zimmer zurück. Das Zimmer sind zwei Räume über einem ehemaligen Stall, hergerichtet für übernachtende Wanderer. Der Gang über den Hof zu den Gemächern lässt mich frösteln. Das Eintreten in die Schlafstube erzeugt Gedanken, die sich um einen sanften Kältetod drehen. Ich lege die Wandersachen für nächsten Tag bereit, um beim Aufwachen schnellstmöglich hineinschlüpfen zu können. Der Vorraum ist ein Kühlschrank mit Holztür und Ritze für frische Luft. In den zweiten Raum, mit dichterer Tür, wurde vorsichtshalber ein kleiner Elektroheizer gestellt; ich soll ihn nicht abschalten. Damit verhindert man bestimmt die Schlagzeile, dass ein Wanderer im Oktober erfroren ist. Hätte sich nur gelohnt, wenn man mich nach 1000 Jahren gefunden hätte, Ötzine sozusagen.

Erstaunlich, am nächsten Morgen lebe ich, bin munter, frühstücke und laufe vergnügt im bewölkten Dischmatal nach Davos zurück. Sogar eine Erkältung ist ausgeblieben.

Gefrorenes Gras

Die beiden vorhergehenden Touren hatten schön zu sein, man hatte so viel gehört darüber … Die heutige Tour war unerwartet schön.

Tief bewölkter Himmel in Bever, auf dem Weg durch das Tal Bever auch. Die Wolken konnten das Leuchten der Lärchen jedoch nicht beeinträchtigen, es war präsent, es kontrastierte ungemein mit dem grauen Himmel.

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Einsiedler im Sommer

Ich hatte fast vergessen, dass ich «frei» beantragt hatte. Das «Frei» genutzt, um nicht am Wochenende die überaus beliebte Jöriseen- sowie die Fünf-Seen Tour zu begehen. Ja, es hat sich gelohnt. Es gibt Augenblicke, in denen man vor Entzücken den Mund für einen Moment nicht schliessen möchte.

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Steinreiches Tessin

Ich sitze auf der steinernen Pergola-Terrasse in Auresio, Onsernonetal, Tessin. Hier ist Italien, nicht Schweiz, denkt man. Solche Lokalitäten habe ich auch in Griechenland gesehen. Der dickliche Koch ist am Schwätzen mit der älteren Dame des Hauses. Alles, die Lampen, die Stühle, die Tische sind alt und zusammengewürfelt. Auf dem Balkon meines Zimmers lagen ein Handtuch, Socken und ein Höschen, gewaschen, getrocknet und vergessen, wurde mir versichert. Die Hausdame ist sehr freundlich. Handtücher für mich habe ich aus dem Nachbarzimmer entwendet, die Tür stand offen.

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Safiental

Es war wirklich schön.

Gestern abend haben mich grosse Zweifel gepackt. Warum wandert man? Aber dann müsste man auch fragen: Warum malen? Musik machen? Warum ein Buch lesen? Weil Gott den Menschen so geschaffen hat. Eine andere Erklärung finde ich nicht. Also wandert man, wandere ich durch Täler und über Berge, die auch geschaffen sind. Bewundernswert, die Schönheit der Schöpfung.

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Panoramaweg Casaccia – Soglio

Die Sonnenterrasse Soglio liegt unter Wolken. Ein kleines, stilles Paradies ist es dennoch, die Aussicht, der Wind, das Zwitschern, italienische Sätze, die aus der Küche das Ohr des Gastes streifen.

Heute morgen wollte ich fast aufgeben: auf dem Panoramaweg Kühe! Ich habe mich gefürchtet, bin über Wiesen einen Umweg gelaufen und später auf den richtigen Weg eingebogen. Was ist richtig? Wohl zu versuchen, das Ziel zu erreichen, und das habe ich.

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