Auxerre – mit Fachwerkhäusern

Auxerre, als Zwischenstopp mit Übernachtung gedacht auf dem Weg zum Mont-Saint-Michel, entpuppt sich als wundersam schöne Stadt. Nicht alle Häuser befinden sich in bestem Zustand, bei weitem nicht. Täten sie es – wir befänden uns in einer Bilderbuch-Altstadt! Fachwerkhäuser in allen Arten, Farben und Gestalten, man kann sich nicht sattsehen. Dazwischen Steinhäuser mit grossen Fenstern und ebenso grossen Holzfensterläden in pastellenen Farben. Enge, sehr enge Gassen und eine mächtige Kathedrale. Der helle Sandstein der Häuser und Kirchen blendet das Auge bis zu Tränen im Licht der durchbrechenden Sonne. Gerüche in den Strassen, die man so nicht kennt: modrig, blumig, fremde Speisen. Der Fluss Yonne fliesst träge dahin, und im Abendrot spiegelt sich darin die Kathedrale. Der Autoverkehr zum Feierabend rasant und laut in den engen Strassen, es heisst gut achtgeben bei jedem Überqueren oder Richtungswechsel. Nach 22 Uhr wird es ruhig.

Foie gras und Jakobsmuscheln, Crème brûlée und Pastis zum Abendessen. Danach fällt mir das Atmen schwer. Der Mond eine sehr schmale Sichel am Abendhimmel.

In Basel haben wir die Autobahn verlassen und sind bis Auxerre Landstrasse gefahren. Unter einem bewölktem Himmel, mal mit, mal ohne Regentropfen. Eine weite, landwirtschaftlich geprägte Landschaft, wellig verlaufen Boden und Strassen. Dichte, schöne Wälder, kleine Orte ohne Geschäft oder Café, ohne Menschen. Oft weisse Kühe und manchmal Schafe. Dann Weinanbaugebiete um Chablis herum. Tausende niedrige Reben, die Reihen so eng, dass ich nicht begreife, wie man diese Gewächse pflegen und abernten kann. Daraus soll feiner Wein entstehen?

Zwei Sachen haben mich überrascht an diesem ersten Tag: dass es wundervolle Fachwerkhäuser ausserhalb von Deutschland gibt, und dass man bereits hier charaktervolle Steinhäuser antrifft und nicht erst in der Bretagne. Beim Durchfahren mancher Orte denke ich: Man müsste sich aufmachen und das Unbekannte entdecken!

Auxerre, Frankreich, 28. bis 29. Mai 2025