Bilderbuchdorf versus Sardinenstadt

Locronan – ein Bilderbuchdorf. Wüsste man nicht, dass es eine echte Siedlung ist, man käme auf den Gedanken, es sei ein Freilichtmuseum, um das idyllischste Dorf Frankreichs darzustellen. Granit bestimmt alles: Häuser, Strassen, Mauern, Kirche, Museum. Mehr oder weniger verwitterte Granitquader bilden die Gebäude, davor Rosen- und Hortensienbüsche und Gärten zwischen den Häusern. Ein Märchen.

Haben früher Segeltuchhersteller und -käufer das Dorfbild bestimmt, so sind es heute Touristen. Je später am Tag, desto mehr Schauende und Crêperiebesucher. Komm früh hierher oder spät. Angeblich erwirtschaften die Gaststätten und Souvenirläden so viel wie ehemals die Segeltuchverkäufer. Nichtsdestotrotz versprüht Locronan in frischen Morgenstunden seinen Reiz. Sehenswert!

Ein Kontrastprogramm der spannendsten Art bietet Douarnenez. Wir folgen dem «Sardinenweg». Geld wurde jahrelang mit Sardinen gemacht, dem Fang und der Verarbeitung. Arbeiter brauchten ein Dach über dem Kopf, also wurde gebaut. Strassenzüge ziehen sich den Hang hinauf und den Hang hinunter, unten bleibt der Hafen. Man kann nicht sagen, Douarnenez sei schön, und dennoch ist es bezaubernd echt mit seinen hohen, oft blätternden Hausfassaden. Kirchen gibt es auch und nette Cafés in Meeresnähe – heutzutage. Natürlich kann man Sardinen in Dosen kaufen, in hundert Varianten.