Da, in Chartres. Berühmt für die Kathedrale, Unesco-Welterbe, laut Wikipedia ein einflussreiches Beispiel der Gotik. Die Kathedrale ist beeindruckend! Stunden oder Tage bräuchte man, um sich all die Details anzuschauen. Ich begnüge mich mit einem ersten Durchgang; später, im schönsten Abendlicht, erneute Betrachtung von aussen.
Obwohl keine Hochsaison herrscht, befinden sich rund um die Kathedrale und in der Kathedrale unzählige Menschen; ein Strömen, ein Gehen, ein Stimmengewirr. Sicherlich wäre das Innere der Kirche noch beeindruckender, verlöre es nicht einen Teil seiner Erhabenheit an die Massen. Der Steinboden glänzt von den vielen bereits erfolgten Schritten darauf. Die Säulen auch teilweise glatt – wer hat sie immer wieder angefasst?
Spaziergang durch die Stadt, abseits der viel gepriesenen Kathedrale. Es entsteht der Eindruck, dass die meisten Besucher die normalen Strassen und Plätze gar nicht aufsuchen. Verpassen sie viel? Den Gesamteindruck schon, Sehenswertes im eigentlichen Sinne kaum.
Café Bleu, einfach nur sitzen, Blick auf die Notre-Dame, dem Treiben gelassen zuschauen bei einem Glas Kir Vin Blanc. Langsam begreife ich, dass ich Ferien habe. Ganz langsam findet die Seele auch den Weg nach Frankreich, nach Chartres, zu Pastis und Leber in Senfsauce mit Kartoffelstampf.
Heute früh, beim Verlassen von Auxerre, eine unwirklich schöne Landschaft links und rechts der Strasse, eigentlich des Feldweges: Hügel halb noch in Wolken, glänzende Getreidefelder, Lerchengesang, blassblauer Himmel, pastellgrüne Felder. Der Zauber löst sich allzu schnell auf. Die landwirtschaftlichen Flächen beginnen industrialisiert zu wirken, riesige Bewässerungsanlagen,Windräder – ist das die Nähe zu Paris? Nur noch 83 km bis dahin. Kaum noch charaktervolle Orte, die meisten Dörfer wirken halbtot, ärmlich. An den Durchgangsstrassen kein Geschäft, keine Bar, kein Restaurant. Trifft man mal auf eine Hinweistafel, heisst das noch lange nicht, dass sich etwas in unmittelbarer Nähe befindet. Nein, es kann auch einen Umweg von 5 km bedeuten … Was auffallend oft vorkommt, sind Pizza-Automaten; es gibt kalte und heisse Varianten an Pizza. Seit wann essen Franzosen Automatenpizza statt Froschschenkel und Schnecken?






Chartres, Frankreich, 29. bis 30. Mai 2025

