Das Ofenloch im Toggenburg wird auch als «Grand Canyon der Ostschweiz» bezeichnet. Ein wenig reisserisch, dieser Name, dachte ich mir bei der Anmeldung zur Wanderung. Selber eine Meinung machen ist wohl am besten – und los geht’s.
Anfangs ist es noch eher ein Spaziergang durch liebliche Hügellandschaft mit verstreuten Höfen. Später betreten wir das Bachbett des Necker. Etwas klarer gesagt: Das Ofenloch bietet der Quelle des Necker einen beeindruckenden Start. Bis zum Ofen gilt es jedoch durch und neben und über dem Bachlauf die Strecke zu bewältigen. Man springt mehr oder weniger geschickt über Steine, wechselt mal auf die eine oder andere Seite, und wenn das nicht hilft, heisst es sich an fix gespannten Seilen über höher gelegene, rutschige Erdpassagen fortzubewegen. Das will auch geübt werden, denn nur allzu schnell verlagert man das Gewicht nach hinten (vergisst vielleicht auch dass Gewicht des Rucksacks) und hat dann Mühe, wieder nach vorne zu kommen, nahe zum Hang. Gelächter bleibt dabei nicht aus.
Die Wände links und rechts sind steil und hoch. Nun, kein wirklicher Grand Canyon, aber ein Vergleich lässt sich herleiten. Wir sind beeindruckt. Stehen ziemlich klein vor dem Ofenloch und werden leicht nass beim Fotografieren des jungen, herabstürzenden Necker.
Der Heimweg wird mit Leichtigkeit bewerkstelligt. An den Seilen lässt man sich nicht mehr nach hinten fallen, Steine werden meisterhaft genutzt, um übers Wasser zu kommen. Und am Schluss das Allerbeste: Es wartet eine Pferdekutsche auf uns, welche uns zurück ins Dorf bringt. Weil wir nicht mehr auf ein perfektes Gleichgewicht angewiesen sind, gibt es Rotwein, Weisswein, Sekt, ein paar Salzstangen. So lässt es sich in heiterer Runde gemütlich in die Zivilisation zurückkehren.
22. September 2024, 12,1 km, 3 h, 630/410 Hm