Durch Spreewald und Błota

Also der Spreewald. Schönes Hotel mit noch schönerem Innenhof mit Fischteich. Gemütliches, rustikal eingerichtetes Zimmer im Nebengebäude – mit privater Sauna! Frühstück gibt es leider erst ab 8 Uhr. Der Frühstücksraum besteht aus einem Souterrain-Raum und einer umlaufenden Galerie, auf der auch das Buffet aufgebaut ist. Die Tische sind mit den Zimmernummern versehen. Zimmer 12 ist unten, die Treppen runter. Oben, also ebenerdig, werden die älteren Herrschaften plaziert. Auf den Tischen Thermoskannen mit Filterkaffee. Herrje, wie in der LPG-Kantine! Ob ich etwas anderes bekommen könnte? Die jung und schüchtern in der Ecke stehende Bedienung fragt lieber erst die Chefin. Die mustert mich. «Wat wollnse denn?» Und schon wird ein Latte macchiato serviert.

Ich fahre heute im grossen und ganzen «immer der Gurke nach», auf dem mittleren Teil des sogenannten Gurkenradwegs. Er ist mit lustigen Schildchen markiert, die eine fröhlich radelnde Spreewaldgurke zeigen. Im Umland von Burg ist es eine nette Route durch verwunschene Wälder und Auen. Ab und zu muss man absteigen und auf einem Holztreppchen mit Fahrradrinne ein im Halbschatten dösendes Fliess überqueren.

Die Sonne steigt, die Mittagshitze kommt. Der Fahrtwind kühlt. Zwischen dem malerisch gelegenen, überall angepriesenen und darum überlaufenen Dörfchen Leipe und der Stadt Lübbenau geht es auf einem grandiosen, schattigen, aber auch vielbenutzten Waldweg zwischen den Fliessen entlang. Auf dem Marktplatz in Lübbenau werden Sonnenschirme vor einem Café aufgespannt. Als ich vorsichtig ein Tischchen ansteuere, eilt eine der Frauen mit wedelnden Armbewegungen herbei: «Wir ham noch nich jeöffnet!» Na, das ist eine Begrüssung! Während ich noch ganz verdattert dastehe, hat sie schon kehrt gemacht und stapft nach drinnen. Dann gibt es eben isotonische Getränke aus dem Rucksack.

Weiter geht es auf einer Art Dammweg nach Lübben, fast wie bei uns der Rheindamm. Lübben wirkt gross, voll, mit einigen eindrücklichen, aber irgendwie verstreut liegenden Gebäuden. Der Marktplatz erscheint mir als Ortsmittelpunkt nur mässig attraktiv, was aber an den zahllosen Buden und Verkaufswagen liegen kann. Da möchte man heute nicht verweilen.

Die restliche Route zieht sich scheinbar endlos dahin. Wenig Spree und noch weniger Wald; es dominieren Asphalt- oder Rumpelpisten durch offene Landschaften. Aber im niedersorbischen Original heisst der Spreewald ja gar nicht Spreewald, sondern «Błota» – Sumpfland. Also alles in Ordnung.

Höhenmeter sammelt man hier so gut wie keine, entsprechend ist der Akku bei der Rückkehr noch zu fast 40% voll. Trotzdem sind 90 Kilometer zusammengekommen. Da ist der Saunagang wohlverdient.

Burg/Spreewald, Brandenburg, 30. Juli bis 3. August 2024