Kein Museum

Tage 24 und 25. Die «Nadador salvador», die Rettungsschwimmer, fünf an der Zahl, sitzen noch im Café Rita beim Frühstück. Es ist Sonntag, 9.20 Uhr, die Urlauber schlafen noch oder nehmen hier ihre erste Mahlzeit ein, es gibt niemanden zu retten aus den Wellen. Die lieben Kleinen, etliche, sind ungezogen oder verhaltensauffällig, auf jeden Fall laut. Ich verziehe mich ins «Cantinho dos sabores», wo ich gestern ausgezeichnetes Porco preto verspeist habe. Ich bin heute lärmempfindlich. Einerseits suche ich eine Art Gesellschaft, und sei es nur das gemeinsame Sitzen in einem Café auf einem Platz. Andererseits staune ich über das wenig dezente Gehabe der meisten Menschen.

Ich ziehe eine Schlussfolgerung über die Gegend hier in dem Bewusstsein, dass sie eventuell nur für mich gilt. Wandern: ja, sehr gerne. Auch hie und da am Strand liegen. Eine typische Ferienregion. Was vermisse ich also? Einen Buchladen? Echtes Handwerk? Ein Museum? Eine schöne Altstadt? Eine Festung?

Ein paar wenige gepflegt angezogene, ältere Damen, welche nach dem Gottesdienst ein Nata und Kaffee geniessen. Ansonsten Tattoos, Strandschirme, ein Hinweis auf «Artesanato», geführt von einem Inder. Ein Ort, um sich zu bräunen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man hier auf Dauer verblödet. Also gut, Denken ausschalten und den Dachpool aufsuchen.

Zuvor Strand. Sonnenhimmel ohne Wolken, blau. Im Windschatten heiss, in Ufernähe kühler Wind, das Wasser eiskalt. Man pendelt zwischen heiss und kalt, an einer einzigen Stelle hält man es nicht lange aus.

Dann ins Rita. Weisswein, Brot, Butter, Ziegenfrischkäse mit schwarzem Pfeffer. Auf dem Weg ins White Rose B&B kann ich in manche Unterkunft blicken: Zimmer für indische Gastarbeiter, Stockbetten für mindestens sechs Mann pro Zimmer, scheint mir. Vor diesen Häusern Wäsche an der Leine, Schuhe auf dem Gehweg, zur Ausdünstung. Es dünstet auch aus den Zimmern, hauptsächlich nach Essen.

Der letzte Abend hier. Aus Neugier habe ich einen Laden betreten. Alle Wünsche (oder fast alle) werden erfüllt: Spielsachen, Zigaretten, Postkarten, geschnitzte asiatische Holzdrachen, der Hahn aus Porto, billiger Schmuck, Tücher, es riecht nach Weihrauchstäbchen, und es gibt jede Menge Dinge, die in einem buddhistischen Land als selbstverständlich anzusehen wären. Der Laden gegenüber heisst «Lhasa». Woher diese Faszination für dieses Angebot?

Da war mir Odeceixe mit etlichen erbärmlichen Häuschen lieber. Es gab verschlungene Wege, überraschende Ausblicke, alte Herren auf Bänken auf dem Hauptplatz. Zambujera besitzt keinen Charakter. Abends, auf den Plätzen, sitzen Inder in Gruppen herum. Ich freue mich, morgen weiterzuziehen.

Zambujeira do Mar, São Teotónio, Portugal, 14. bis 17. Juni 2024