Tag 23. Das letzte Mal Frühstück im Casa Verde. Die Sonne strahlt. Es fühlt sich an, als müsste ich schon zurück in die Schweiz, dabei möchte ich nur den Standort wechseln.
Gestern auf dem Rückweg von der Praia de Odeceixe: Der Fluss träge in der sinkenden Sonne. Es war so still, dass man das Hüpfen der Frösche und das Springen der Fische hören konnte. Kleine Vögel in der Luft und auf Sträuchern, Störche stolzierten über die Felder. Die Mutterkühe mit ihren Kälbchen träge hinter dem Elektrozaun. Die Tiere sind von sehr schöner brauner Farbe und gross. Weideflächen werden Tag und Nacht bewässert, sonst gäbe es nicht genug Gras. Der Bauer mit seinem eingestaubten Pick-up kommt jeden Abend vorbei, im schönen späten Licht des Tages, und schaut nach Tier und Wasseranlage. Zwei-, dreimal haben wir uns zugewinkt.
Habe Odeceixe als vollkommen verschlafen eingeschätzt und deshalb nicht schon gestern ein Taxi vorbestellt für die Fahrt nach Zambujera do Mar. Nun stellt sich heraus: Es gibt nur zwei Taxis. Eines ist auf dem Weg zum Flughafen nach Faro, das kann man vergessen. Das zweite Taxi ist unterwegs und kommt vermutlich in 2,5 Stunden zurück. Na gut, Portugal, Algarve. Habe ich denn sonst etwas zu tun, als zu warten? Noch ein Pasteis de nata, lauwarm mit Zimt. Seit 9 Uhr kann man nicht mehr draussen in der Sonne sitzen, man wird gargekocht. Hier, im Casa Verde, sind auch Einheimische willkommen, die bei einem Kaffee für einen Euro drei Stunden sitzen bleiben. Im Ao Largo wird das nicht geduldet.
Also: Zambujera do Mar. Die Strassen schnurgerade, kein Pirat würde sich in verwinkelten Gassen verlieren oder von der Abwehr überrascht werden, man überblickt jede Gasse von Anfang bis Ende. In den Restaurants fehlen die Surfer-Typen. Es sind hauptsächlich Portugiesen, die Ferien machen, vorhanden. Am frühen Nachmittag sind die Strassen leer, die Menschen liegen am Strand oder trinken etwas in den Restaurants der Fussgängerzone. Alles scheint auf ein lässiges, genussvolles Dasein ausgerichtet zu sein. Was auffällt: Die Häuser sind sehr viel gepflegter (wir sind hier im Alentejo), es liegt so gut wie kein Müll herum, und die weissen Häuser sind mit gelben oder blauen, selten roten Farben verziert.
Es gibt einen Platz mit einer Kirche und einer Art Leuchtturm. Männer könnten hier in See stechen und die Frauen um ihre Rückkehr beten – oder auch nicht.
Ich hatte mir einen dramatischen Sonnenuntergang gewünscht. Blauen Himmel mit weissen Wölkchen gab es über dem Festland, der Himmel über dem Meer war weiss-grau. Er wird aber noch stattfinden, der Sonnenuntergang, zu meiner Überraschung sehr schön.
Morgen möchte ich wandern und dann am Dachpool liegen, mit traumhafter Aussicht über die Dünen.
Das Problem in Portugal ist, dass man immer etwas essen kann. Morgens, mittags, abends und dazwischen auch. Toasts, Sandwiches, Omelettes, Burger, Suppen, Salate, Kleinigkeiten, Kuchen, Eis … es hört nie auf. Abends tolle Menüs, mit Tischdecke und Weinglas. Verstehe nicht, wie die Amerikaner fülliger sein können als die Portugiesen.
Zambujeira do Mar, São Teotónio, Portugal, 14. bis 17. Juni 2024