Staub, Staub

Tag 22. Ich glaube, mich hat gestern ein Petermännchen gestochen, besser gesagt, ich bin auf den kleinen Fisch getreten. Grausamer Schmerz hat mich durchzuckt. Welch ein Schreck! Habe nicht verstanden, was das hat sein können. Eine Biene im Fluss?! Unmöglich. Habe mich schon Hilfe holen gesehen, bei den Rettungsschwimmern, die für mich eine Ambulanz bestellt hätten. Aber: Kein anaphylaktischer Schock, nach einer halben Stunde war ich immer noch am Leben, und es wurde besser. Danach hatte ich jedoch Angst, wieder in den Fluss zu gehen. Chinesische Badeschlappen schwebten mir vor, habe es aber sein lassen.

Es gibt Menschen, die jegliche kreative Atmosphäre zu Staub zerfallen lassen. Sie erzählen zu laut, zu viel und geben sich zu wichtig. Entsetzlich. Hat man Glück, gehen sie bald. Bleiben sie länger, kann man sein Notizbuch zuklappen.

Staub. Das Wort ist geeignet, um die Wege und Pfade zu beschreiben. Der feine Sand in den Dünen ist so fein, dass er wie Rauch oder Staub bei jedem Schritt hochgewirbelt wird. Die Wege über Land hinterlassen Staub auf Schuhen und Hose und unter der Hose. Ich reinige die Wanderschuhe schon lange nicht mehr.

Mir gehen so langsam die Bücher aus, und hier gibt es weit und breit keinen Buchladen. Yoga kann man machen oder ins Tattoo-Studio gehen, Sushi essen, indische Lebensmittel kaufen, Geld in den Opferstock werfen (es geht eine elektrische Kerze an!). Aber Bücher? Einen Lhasa-Laden gibt es, hunderte von Armbändchen werden verkauft, kurze, bunte, flattrige Hosen und lange Kleider. Und nicht einzuordnende Sachen.

Ich habe den Flug umgebucht und Setubal storniert. Ich werde Sonntag landen und drei Tage Zeit haben, mich in der Schweiz, in Chur, einzuleben.

Odeceixe, Portugal, 8. bis 14. Juni 2024