Tag 20. Zusammenfassend gesagt: perfekt!
In Odeceixe kündigt ein Restaurant auf einem Zettel an der Tür in hässlicher Schrift an, dass es ab 7.15 Uhr Frühstück anbietet. Das gilt anscheinend nicht für heute. Ich habe auf der Bank davor gesessen und gewartet, dass etwas passiert. Ein Stuhl verrückt wird, die Kaffeemaschine anfängt zu brummen, ein Licht angemacht wird – nichts. Um halb acht habe ich mich auf den Weg gemacht, in der Hoffnung, dass im ersten Ort, den ich antreffe, ein Restaurant offen hat und ich frühstücken kann. So kam es, in Azenhas do Mar. Croissant, dick mit Butter bestrichen und noch dicker mit Käse belegt, dazu zuerst ein Galão und dann ein Meia de Leite. Gefühlt ausreichend für die nächsten 20 Kilometer.
Es wurden 28,5 km der wunderschönsten Art. Anspruchsvoll, abwechslungsreich, traumhaft. Auf dem Rückweg erneut Halt in Azenhas do Mar, im Café Palhinhas. Ein – von aussen betrachtet – hässlicheres Café habe ich bisher noch nicht angetroffen. Allerdings Terrasse mit Meerblick; vollbesetzt mit lauten, mampfenden, fröhlichen Menschen. Ich habe drin Platz genommen, auf einer Holzbank, neben einer schlafenden Katze. Drinnen sieht es mindestens so schlimm aus wie draussen. Aber: es war eine Empfehlung der Geniesserin Agata. Und sie hatte recht. Feinste Oktopus-Küchlein, dazu Weisswein und als Abschluss Mousse au Chocolat.
Das Gefühl grosser Freiheit kommt am Ende der Tour. Von oben, von den Klippen, kann ich erkennen, dass Ebbe herrscht und somit der Fluss zu überqueren sei. Das würde eine Variation in den Rückweg bringen.
Ich tue es. Ziehe die Wanderhose aus, hänge mir die Wanderschuhe um den Hals und wate durch. An der tiefsten Stelle geht mir das Wasser dann doch bis zum Popo. Drüben ziehe ich alles, bis auf das Höschen aus und hüpfe barbusig in den Fluss. Ach ja, herrlich.
Odeceixe, Portugal, 8. bis 14. Juni 2024