Wohnblock – authentisches Wohnen

Tag 17. Es war Ente gestern, kein Frosch. Köstlich. In Orangensauce, dazu Reis mit dreierlei Arten Rosinen.

Ich denke, es ist eine Gabe, sich an die Gegebenheiten eines Ortes anpassen zu können, an die Lebensweise. Eine halbe Stunde durch zahlreiche öde Strassen im «Sektor B» laufen, um ein feines Müesli zu essen statt gefrorener Tomate. Das Bier auf der Esplanada aus der Flasche trinken, wie die Arbeiter. Den Vorteil geniessen, dass man die Hose mit Tonflecken weiterhin anziehen kann, ohne dadurch aufzufallen.

Die Siedlung besteht aus etlichen Sektoren. An jeder wichtigen Kreuzung befindet sich eine grosse Infotafel, darauf in unterschiedlichen Farben die jeweiligen Sektoren zur Orientierung. Ebenso gross sind die Verkehrskreisel. Durch manche führt ein Trampelpfad, damit der Fussgänger in zwei statt in zehn Minuten um den Kreis kommt. Auf anderen stehen mächtige Bäume mit Kinderschaukeln. Gross sind auch die Mülltonnen – und der Müll drumherum.

Früh am Morgen Schwalbengezwitscher, Taubengurren, der erste Espresso draussen, denn es ist warm.

Ortswechsel: Odeceixe. Eine Wohnung in einem echten portugiesischen Wohnblock. Verkaufe es mir selber als authentisches Wohnen. Immerhin grosser Balkon mit Blick über Felder und zwei Schwalbennester, aus denen hungrige Köpfchen rausschauen. M., der Vermieter, sehr unhöflich. Obwohl kein Aufzug vorhanden ist, bietet er mir keine Hilfe an, den Koffer zwei Etagen hochzutragen. Dafür weist er darauf hin, dass ich schnellstmöglich bezahlen soll, in seinem Café Ao Largo. Das tue ich auch.

Dem Café muss man zugute halten, dass es sehr feine Kuchen anbietet, feinsten Medronho-Schnaps, leckere Salate, Naturseifen und von Oma gebastelte Püppchen. Ich kaufe sofort ein Püppchen, das mit strahlender Freude im Gesicht.

Wunderbar lässige Ferienatmosphäre, hier im Café auf dem Platz «1. Mai». Auch ohne Surfer.

Odeceixe, Portugal, 8. bis 14. Juni 2024