Wanderungen im Mittelgebirge liegen mir irgendwie mehr als solche in den Alpen. Die Wälder und sanften Täler tun mir wohl, man fühlt sich nicht so klein und verloren wie auf den rauhen Bergpfaden weit oben.
Hin und wieder muss ich im Böhmischen Mittelgebirge, der Heimat meiner Vorfahren, nach dem Rechten sehen. Der Dezember ist zwar nicht gerade die beste Reise- und Wanderzeit, aber in diesem Jahr ist das Wetter mild, so dass ich den Umweg gern einbaue. Leider hat das schöne Hotel Salva Guarda am Stadtplatz in Leitmeritz seine Türen (für immer?) geschlossen. Die nahe gelegene Alternative erfüllt ihren Zweck für die zwei Nächte aber vollauf.
Meine üblichen Wanderziele in der Gegend sind der Hohe Geltsch bei Liebeschitz oder die Ruine der Helfenburg. Diesmal wollte ich mir aber einmal den Neuländer Kapellenberg anschauen und ausserdem eine Marienstatue beim Dorf Raschowitz, die ein entfernter Verwandter vor über 300 Jahren gestiftet hat. Die Helfenburg liegt genau dazwischen, so dass sich eine ungefähr achtförmige Route ab Auscha ergab.
Die Wanderroute führt teils über Nebenstrassen, meist aber durch Wald. Leider waren die Wege zu dieser Jahreszeit stellenweise sehr matschig. Die übrigen Spaziergänger, die sich aber nur in der Nähe der Burgruine häuften, hat das anscheinend nicht gestört. Zwei Gruppen waren sogar mit Kinderwagen unterwegs.
Der Kapellen- oder Kalvarienberg beim Dorf Neuland ist eigentlich ein barockes Kleinod mit wunderschöner Aussicht. Leider ist die Anlage recht heruntergekommen, aber man bemüht sich neuerdings sichtlich, den Verfall aufzuhalten. So sind die Dächer der Kapellchen neu gedeckt, und auch die Stationen des von unten heraufführenden Kreuzwegs sehen renoviert aus.
Weiter geht es durch den Wald, wobei ich die Helfenburg erstmal links liegenlasse, und über einen schlimm verschlammten Feldweg Richtung Raschowitz. Die barocke Statue an einem Seitenweg erblickt man schon von weitem. Sie ist vorbildlich restauriert, und tatsächlich sind auf dem Sockel die Namen G[E]ORG LINCHE und ANNA LINCHIN zu entziffern. Auch das Dorf selber ist sehr hübsch. Den Autonummern nach zu urteilen, dienen die meisten Höfe als Feriendomizil.





Hinter dem Weiler Schönborn steigt man in einen mit Sandsteintürmen gesäumten Grund hinab, der ein wenig an den Uttewalder Grund in der Sächsischen Schweiz erinnert, und gelangt so schliesslich wieder auf die Hauptroute zur Helfenburg. An der Burg selber habe ich mich diesmal nicht gross aufgehalten, sondern bin gleich Richtung Auscha weitergelaufen. Kurz vorm Ziel eröffnet sich noch ein schöner Blick auf das Städtchen, das sich auf einem Felsen über dem Haberbach erhebt.
Leider hatte ich meine Energieriegel im Auto vergessen. Entsprechend tatterig war ich nach fast sechs Stunden Wanderung. Dass man auch an alles selber denken muss …
Runde zwischen Auscha und Raschowitz, Tschechien, 30. Dezember 2022