Ich musste mal raus aus dem gegenwärtigen Trübsinn. Wie wäre es mit dem beliebten Ausflug an den Lago Maggiore, um ein wenig durchzuatmen und Sonne zu tanken?
Das Auto freut sich, dass es wieder einmal bewegt wird. Zunächst westwärts nach Rätisch-Kongo, das unter einer dicken Hochnebeldecke liegt. Hinter Disentis geht es südwärts, und oben am Lukmanierpass, mittlerweile auf verschneiter Strasse, bricht die Sonne durch. Man serpentinelt sich abwärts, der Schnee verschwindet, die Sonnenstube der Schweiz grüsst.
Auf dem Parkplatz in Minusio, direkt am Lago Maggiore gelegen, wird wie immer das Auto angestöpselt, und schon kann man losspazieren. Es ist etwas kühl, aber sehr sonnig. Mediterraner Dezember. Ein paar Jogger sind unterwegs. Der See ruht still, ohne Motorenlärm oder Kielwasserwellen. Die Bötchen sind vertäut und verlassen und träumen sanft schaukelnd vom nächsten Sommer. Eingemottet oder weggeräumt ist auch die Aussenbestuhlung der Restaurants und Cafés. Ich mache einen Abstecher hinauf zur Pfarrkirche St. Rochus und Quiricus, die wir schon immer vom Weg aus gesehen haben. Klein und nett, zurückhaltend ausgestattet, umgeben von einem kleinen Park mit Laubengang. Direkt unterhalb rattert die Bahn entlang.
Vor Locarno, an der wunderbaren Seepromenade von Muralto, wird es voll. Es ist Samstagnachmittag. Palmen und Weihnachtsdekoration. Auf der Piazza Grande ist die traditionelle Eisbahn aufgebaut und sehr gut besucht. Hier gibt es anscheinend keine Energiekrise wie in Chur. Ich drehe noch eine Runde durch die Altstadt, kehre aber nirgendwo ein. Alleine ist mir das zu blöd. So geht es dann, nicht mehr ganz so gemächlich, den gleichen Weg zurück.
Die Rückfahrt soll über die San-Bernardino-Route führen. Zunächst fahre ich wieder gemütlich die Landstrasse entlang. Der Pass ist gesperrt, also muss man ab Mesocco die Autobahnserpentinen hinauf und durch den Tunnel. Oben angekommen fahre ich wieder ab und finde mich prompt im Schnee wieder. Es hat schon etwas Romantisches, im hellen Licht der Scheinwerfer gemächlich über die weisse Piste zu rollen. Aber zweimal komme ich in einer Kurve ziemlich ins Rutschen, das ABS rüttelt kräftig und hält die Leitplanke zum Glück auf Abstand. Zudem verpasse ich bei Sufers eine Abbiegung und werde ins verschneite Dorf gelotst, wo ich fast in einem Wirtschaftsweg steckenbleibe. Also vorsichtig rückwärts und wenden. S. hätte bestimmt geschimpft. Kleinlaut fahre ich bei der nächsten Gelegenheit wieder auf die Autobahn.
10. Dezember 2022, Minusio – Locarno und zurück, 9,2 km, 2 h 25 min