Selbstverständlich verläuft der Alltag in ziemlich geordneten Bahnen, was auch gut ist – allzuviel Durcheinander würde uns ermüden. Wir nehmen den immer gleichen Bus, um die immer gleiche Zeit. Oder wir laufen die immer gleiche Strecke zur Arbeit oder zum Friseur. Praktisch und effizient, der Tagesablauf ist getaktet, und erst in den Ferien erlaubt man sich manche Eskapade.
Ich weiss es noch genau: Strassenbahn fahren zum Hauptbahnhof Frankfurt, aussteigen, schnellen Schrittes zum gewohnten Gleis, in den Zug nach Friedberg einsteigen – es gibt tatsächlich noch einen Sitzplatz –, Abfahrt um 19.01 Uhr. Was mir dabei immer wieder auffällt, ist die Anzeige für die Abfahrt eines TGV nach Paris, Abfahrt ebenfalls um 19.01 Uhr, auf einem anderen Gleis natürlich.
Öfter habe ich mir überlegt, wie das wäre, von der Arbeit kommend nicht nach Friedberg zu fahren, sondern nach Frankreich. Vielleicht Freitag abend … man hätte das Wochenende vor sich, am Samstag durch Paris schlendern, und am Sonntag, mit Zweifeln bezüglich seiner Vernunft, nach Hause fahren. Am Montag schmunzelnd seiner Tätigkeit nachgehen, es ist ja nicht wirklich etwas Aussergewöhnliches geschehen, oder doch?
Das liegt Jahre zurück, und dennoch denke ich daran beim Überqueren der Brücke auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause; die Brücke überspannt viele Gleise, welche oft in der Abendsonne glänzen. Ich glaube, sie führen nach Kamtschatka, wenn man den Zug nehmen würde, um 19.01 Uhr, von Chur.