Schnee am 1. Oktober

Eine Zweitageswanderung mit Übernachtung auf der Lötschenpasshütte war geplant. Der frühe Schnee hat dieses nicht beachtet und 70 cm seiner weissen Pracht auf den höheren Berglagen abgelegt. Ein Reinhold Messner hätte vermutlich mit einem Lächeln die Tour bewältigt und vor dem Abendessen noch einen kleinen Schneemann gebaut. A. mit ihrer kleinen Frauengruppe hat klugerweise die Finger davon gelassen.

Wir sind von stattdessen von Tschiertschen nach Arosa gewandert, unter der weissen Grenze, bei bewölktem Himmel und gelegentlichem Sprühregen. Dennoch hat es mir Freude bereitet, solch eine kleine, stille Freude, nützlich für das innere Gleichgewicht. Gesehen habe ich: Regentropfen auf Blättern und Halmen, Tropfen, tropfend von Mooskissen, Pilze, gelbliche und rote gefährliche, grüngelbe, fast durchscheinende und zertretene, eine den Weg überquerende Gemse und eine Spechthöhle in einem harzigen Baum. Gehört habe ich: zaghaftes Vogelgezwitscher und röhrenden Hirsch. Gestaunt habe ich über die Stille, die Unaufgeregtheit der Natur zwischen Herbst und Winter und die besonderen Farben, welche man oft in den Bergen, jedoch nicht im Bekleidungsgeschäft sieht. Es war bereits merklich kalt, ich habe mir die Mütze tief ins Gesicht gezogen und die klare Luft beim Einatmen sehr geniessen können.

1. Oktober 2022, Tschiertschen – Ochsenalp – Arosa, 13,2 km, 3 h 21 min, 740/210 Hm