Die Brücke von Mostar

Wir sind unterwegs nach Trogir, also Richtung Adria, nach Kroatien. Es bietet sich an, unterwegs die Brücke von Mostar zu besuchen. Erbaut 1566, zerstört im Krieg 1993, wieder aufgebaut 2004, denn sie galt immer als Verbindung zwischen Ost und West, zwischen muslimischen und katholischen Bewohnern, und heute gehört sie zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Landschaft auf der Strecke dorthin ist auffallend schön. Die Strasse führt durch das Dinarische Gebirge und lässt staunen.

Staunen tun wir auch in Mostar. Die kleine, sehr kleine Altstadt wirkt wie ein einziger kitschanbietender Laden, durch die engen Gassen und über die Brücke wälzen sich Massen. Am liebsten möchte man sofort weglaufen. Falls jemand von der Unesco jemals hier war, um die Auszeichnung zu übergeben, wurden die Händler bestimmt entlohnt, damit sie einen Tag fernbleiben. Die Gassen sind mit einzelnen, leicht abgerundeten Steinen gepflastert, durch hunderte Füsse glänzend poliert. Die Häuser sind aus Stein gebaut und die Dächer sind mit Steinplatten gedeckt. Die Händler sind aufdringlich und die Preise der Waren überteuert. Vielleicht ging das alles erst nach der Auszeichnung los … Egal, wir bleiben nicht lange. In der nahen Umgebung gibt es Häuser, welche immer noch die Einschusslöcher des letzten Krieges tragen. Das fanden wir eindrucksvoller.

Ein kleiner Schreck trifft uns heute. An einer Kreuzung kommen wir im stockenden Verkehr zum Stehen, und ein alter Herr rollt von rechts in uns rein. Glücklicherweise stösst er nur ganz leicht mit seinem Nummernschild in unsere hintere Stosstange. Warnblinkanlage an, aussteigen, schauen, gegenseitig unverständliche Worte. Nichts passiert, wir fahren weiter.

Die Dörfer in der Gegend um Mostar sind fast wohlhabend, hübsche Häuser, Gärten mit Granatapfelbäumen. Der Grenzübergang nach Kroatien verläuft unproblematisch, wir sind wieder in der EU. Ausser einem heftigen Regenfall trübt nichts die Fahrt nach Trogir, ins Brown Beach Hotel. Traumhaft eingerichtet, das Mobiliar hat ein wundervolles Design.

Die Altstadt von Trogir ist ebenfalls Unesco-ausgezeichnet, und hier ist das nachvollziehbar. Obwohl gut besucht, sehr reizvoll. Die hohen Gebäude sind aus hellem Stein, die schmalen Gassen mit glatten Steinplatten gepflastert. Venezianische Architektur auch auf dem quadratischen Hauptplatz mit Kirche und Rathaus. Gassengewirr. Orientierung auf Anhieb nicht möglich. Braucht man auch nicht wirklich. Es macht Spass, durch die Strässchen zu schlendern, um Ecken zu biegen; irgendwann ist man aus der Altstadt raus oder wieder auf dem Platz. Sehr, sehr hübsch.

19. September 2022. Sarajevo – Mostar – Trogir