Das Zimmer des Swissôtel Sarajevo liegt im 17. Stockwerk und gibt den Blick über grosse Teile der Stadt frei. Traumhaft.
Die Autofahrt von Belgrad hierher war sehr kurzweilig, obwohl lang und verregnet. Die Dörfer entlang der Strasse in Serbien waren gepflegt, mit schönen grossen Gärten. Viele im Bau befindliche Häuser; ob die Besitzer im Ausland arbeiten und nach und nach bauen? Der Grenzübergang war unkompliziert, Stempel in den Pass in Serbien, Stempel in den Pass in Bosnien-Herzegowina. Weiter, weiter …
Die Landschaft in Bosnien ist wunderschön, hügelig bis bergig, Mischwälder, Tannenwälder, Täler, Hochweiden mit Schafen und braunen und gefleckten Kühen. Die Weideflächen unterteilt mit urtümlichen Holzzäunen.
Die sogenannten Dörfer sind keine Dörfer nach unserem Begriff. Ein Zentrum, eine Anordnung ist nicht auszumachen. Es wirkt wie eine provisorische Ansammlung von ziemlich unansehnlichen Häusern. Die Autos parken nicht, sie werden einfach irgendwie abgestellt. Später wird uns erklärt: Man hat ein grosses Grundstück, baut sein Haus irgendwo darauf und beantragt dann die Baugenehmigung. Mal dominiert eine Moschee das Bild, mal eine orthodoxe Kirche. Polizei ist oft präsent, fahrend oder an Kreuzungen stehend. Viele herrenlose Hunde sind unterwegs, und am Strassenrand häuft sich Abfall. Der Zustand der Wege ist überwiegend sehr gut. Entlang der Strassen, im Nichts, taucht öfter mal ein «Restoran» auf, wo draussen ein ganzes Lamm gegrillt wird.
Landschaftlich beeindruckende Einfahrt nach Sarajevo. Sehr plötzlich befindet man sich in der Altstadt und staunt: Ist das etwa Istanbul? Es geht durch enge Strassen, dann in moderne Viertel, und plötzlich ragt das Hotel in die Höhe. Ein Glasturm in gewagter Architektur, Fünf-Sterne-Empfang und Einparkservice.
In der Lobby probiere ich einen arabischen Kaffee. Es ist faszinierend zu sehen, welch unterschiedliche Gäste vorbeigehen oder Platz nehmen. Europäer, ein Herr aus Kanada, welcher drei Flaschen Cola bestellt und sie schnell austrinkt, verschleierte Frauen, Araber in weissem Gewand und Sandalen. Es herrscht Rauchverbot, und Alkohol wird nicht angeboten. Der arabische Kaffee ist eine braune, heisse Flüssigkeit, welche intensiv nach Kardamom schmeckt.
17. September 2022, Belgrad – Sarajevo

