Belgrad

Central Point Hotel in Belgrad. Perfekter Empfang, Parkplatz, Ladestation. Frohgemut sind wir Richtung Altstadt losmarschiert. Eine unglaublich spannende Mischung aus abgasgeschwärzten Wohnblocks, schönsten Stadthäusern, kleinen Lädchen und Luxusgeschäften. Popcorn scheint beliebt zu sein, Tauben sitzen auf den Verkaufsbüdchen und lauern auf einen Leckerbissen. Die Menschen sind modern gekleidet, lässig, städtisch. Belgrad versprüht viel Charme, zu meiner Überraschung. Man fühlt sich wohl in den Strassen, obwohl der Verkehr nicht zu verachten ist. Tolle Mode wird angeboten, traumhaft schöne Buchhandlungen habe ich erblickt. Vor dem Parlament wird gerade eine Tribüne aufgebaut. Später beim Hotel Moskva auch. Wie sich herausstellt, findet morgen keine kommunistische Parade statt, sondern ein Red-Bull-Autorennen. Ach, diese Vorurteile! Irritierend waren dann doch die Militärjets, welche im Tiefflug über die Häuser donnerten und das Trommelfell fast zum Platzen brachten.

Die Fahrt von Temeswar nach Belgrad war angenehm, ländlich, bäuerlich schön. Weite Felder vor spannendem grau-blauem Himmel mit Regenbogen. An der Grenze wurden unsere Pässe gescannt, sowohl von den Rumänen als auch von den Serben. «Autopapier» wurde verlangt. In Serbien gab es einen Stempel in den Pass und ein lustiges «Tschuss». Adieu, EU!

Die Dörfer in Serbien waren gepflegt, nett. Zwar strotzten sie nicht vor Reichtum, aber es ist richtig wohltuend aufgefallen, dass alles ordentlich war. Autofahrer rasen nicht, keine hässlichen Werbeplakate verwirren den Blick. Männer hocken hie und da vor ihren Häusern und rauchen. Frauen in schwarz, mit Kopftuch und Einkaufstasche in der Hand, sind unterwegs. Die Ortsschilder sind in drei Sprachen verfasst: serbokroatisch in kyrillischer sowie lateinischer Schrift und dann ungarisch. In manchen Ortschaften hat man den ungarischen Namen geschwärzt oder verunstaltet. Warum das sein muss? Gehäuft sieht man herrenlose Hunde herumlaufen. An Strassenständen werden rote Paprika säckeweise verkauft.

Belgrad, Београд. Ich habe ein Plakat mit kyrillischen Buchstaben fotografiert, um mich zu vergewissern, in Serbien zu sein.

16. September 2022, Temeswar – Belgrad