«Diese Stadt hat Eleganz, Charme, respektable Bauten, sie ist keine Touristenfalle, sondern das natürliche Zentrum einer selbstbewussten Nation», sagt C.
Das Parlament in Budapest, bei Nachtbeleuchtung fotografiert, mit sanft plätschernder Wasserfläche davor und vorbeigehenden Menschensilhouetten wie Scherenschnitten, fasziniert. Noch heute morgen waren wir in Bratislava, doch das scheint jetzt Monate zurückzuliegen. Budapest nimmt einen gefangen. Optisch beeindruckend. Eine wahrhafte Hauptstadt mit einer unglaublich lässigen Stimmung, viel Verkehr, engen Strassen, breiten Boulevards, weiten Plätzen und grossen Kirchen.
Fast ist vergessen, dass wir heute mittag auf dem leicht bröckelnden Hauptplatz in Gran etwas getrunken und die mächtige ungarische Hauptkathedrale gesehen haben. Dort warten grosse Engel aus Stein, abgestellt in Seitenkapellen, darauf, nach der Renovierung ihren ursprünglichen Platz einzunehmen.



Weit weg. Wir sind in Budapest. Verläuft alles zu schnell? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Nach Bratislava, auf dem Weg nach Budapest, haben die Strassen mit Schlaglöchern begonnen. Unendlich langgezogene Strassendörfer, bei welchen ein Blick verrät, dass man nicht irgendwo in Österreich unterwegs ist, sondern nach Rumänien fährt. Vor den Geschäften flattern Kleider oder stehen Kanister, je nach Angebot. Autofahrer schneiden einen in der Kreuzung, weil sie noch bei Rot über die Ampel gefahren sind. Oder man sieht die Ampel erst, weil ein Auto vor einem stehenbleibt und man sich fragt, wieso. Werbeplakate über Werbeplakate. Links vertrocknete Sonnenblumen, rechts vertrockneter Mais. Verfallene Fabriken. Nagelneue Autohäuser. Wo ist der «Osten»? Wir sind längst überall im «Westen», bloss die Häuser sind nicht so schön, oder? Forint am Automaten geholt, nicht überall kann man mit Karte bezahlen. In Gran im Café gibt es sogar Moccacino mit Mandelmilch. DM, die Drogerie, hat allerdings kein Nivea-Men-Haargel. Dafür gibt es im Gemüseladen Tomaten und rote Paprika. Man kann nicht alles haben.
In der Minibar im wunderbar modernen Hotelzimmer in Budapest gibt es Pálinka. Prost! Das muss sein.



6. September 2022, Pressburg – Gran – Budapest