Wir haben uns aufgemacht, um spontan zu reisen. Wenn möglich bis Kronstadt und zurück. Und Autobahnen vermeidend und den Weg dahin bereits als Urlaub betrachtend. Erwartungen an Hotels und Komfort halten wir in Grenzen, wir sind bereit für Überraschungen.
Ein Zwischenhalt in Kempten, mit leckerem Milchkaffee, versüsst den Weg nach München. Nein, München kenne ich nicht, nur vom Hörensagen den Englischen Garten und das Oktoberfest. Das ist nicht viel. Also U-Bahn nehmen, mit Maske, und am vielgerühmten Marienplatz aussteigen. Bereits die Anzahl der Menschen auf der ewig langen Rolltreppe nach oben bewirkt leichte Beklemmungsgefühle. Den Marienplatz schauen sich Unmengen an Neugierigen an. Es sind so viele, dass man sich nicht wirklich frei bewegen kann, man muss sich auf die richtige Seite schlagen, um in und mit der Masse in die erwünschte Richtung geschoben zu werden.
Es dauert jedoch nicht lange und man wird in die weniger überrannten Strässchen entlassen. Vor die beeindruckend hohe Frauenkirche, die, aus Backstein erbaut, auch im Inneren zu beeindrucken weiss. Man muss den Kopf extrem in den Nacken legen, um die Deckenbögen zu bewundern. Weiter, an der Residenz mit ihren toten Fenstern vorbei, zum Odeonsplatz mit Feldherrnhalle. Es heisst Halle, ist jedoch keine. Die Feldherren werden offenbar nicht hoch geschätzt: Zigarettenstummel und leere Flaschen und manch suspekt duftende Pfütze schmücken das Denkmal in unwürdiger Weise. Dann kommt das angekündigte Gewitter. Es wird dunkel und windig und es regnet heftig. Das alles lässt sich in Ruhe beobachten, wenn man ein Plätzchen in einer Einkaufspassage für sich hat. Als nur noch wenige Tropfen fallen, eilen wir in den Augustinerkeller am Dom. Schliesslich möchte man eine lokale Spezialität verspeisen. Gewölbekeller, feines dunkles Bier, zwei Tische mit asiatischen Gästen – und höre da: hinter uns ein Tisch mit zwei Herren, die bairisch sprechen. Endlich. Unterwegs war alles mögliche zu hören, aber kein bairisch.
Es wäre vorstellbar, München erneut zu besuchen. Vielleicht nach einem Lottogewinn, um in einigen der tollen Geschäfte einzukaufen. Bis es soweit ist, spazieren wir durch den Englischen Garten – die Sonne ist übrigens wieder da – Richtung Hotel. Wir schlendern durch sehr hübsche Wohnviertel und staunen über die Grösse des Nordfriedhofs. Es darf dort gejoggt werden, allerdings ist Fahrradfahren verboten. Immerhin.
3. September 2022, Chur – Kempten – München