Bevor ich über den siebten Tag berichte, möchte ich erwähnen, dass wir am Nachmittag des 11. Juni bei El Golfo wandern waren. 7,1 km, 1 h 40 min, 110/100 Hm. Hätte ich fast vergessen. Trotz bewölktem Himmel eine abwechslungsreiche Runde, zum grossen Teil durch den Nationalpark. Wir waren, oder man fühlte sich, weit weg von El Golfo. Aus der Ferne erkennbar so manch blauer oder grüner Bus, Touristen vermutlich; der Ort ist bekannt für seine Fischrestaurants am Meer. Wir haben das auch ausprobiert, später, als der Ort nur noch eine verschlafene Ansammlung von niedrigen weissen Häuschen am Meer war. Unter grauem Himmel. Das Meer brandet auch im fehlenden Sonnenlicht, die Vögel zwitschern ja auch. Nur der Feriengast lechzt nach einem beeindruckenden Sonnenuntergang.

Der Vormittag des Sonntags, 12. Juni, war wie üblich bewölkt. Wie üblich der Gang zum Bäcker. Mmmh, feiner Kaffee, feine Stückchen. Zwei für C. mitgenommen. Dann etwas Neues: In Mancha Blanca ist sonntags Markt, dahin muss ich. Schon aus Neugier, was Bauern hier an Obst und Gemüse anbieten können. Sie können: Kartoffeln klein, gross und süss. Bananen, Papaya, Melonen, Kohl rot und weiss, Tomaten gross und klein, Zwiebeln – sie sehen anders aus –, Wein, Öl, rote und grüne Sosse, Kräuter, Gebäck, Trauben, Erdbeeren, Brot, grüner Spargel. Alles sieht wunderbar echt aus, nicht EU-konform. Es hat Spass gemacht, ein wenig einzukaufen und dann mit zwei Tüten ins Café Vulcano zu gehen. Am Rande des weitläufigen Platzes um die Kirche. Vollgeparkt. Menschen strömten in die Kirche, und genauso strömten sie raus. Ob man da reingeht, Weihwasser auf die Stirn tupft, sich bekreuzigt, ein Gebet zu den Heiligen spricht und rausgeht? Aus der Ferne sah es so aus.
El Vulcano ist drinnen eine Kaschemme, mit wenigen Tischen im Dämmerlicht, karierten Tischdecken und miefig. An einem der Tische spielten drei Männer Karten, glaube ich. Die Getränke standen auf einem kleinen Tischchen in Reichweite. Bezahlt habe ich an der riesigen Holztheke, die offene Kasse quoll über von Münzen und kleinen Scheinen. Das Geld wurde einfach auf den Haufen geworfen. Ob der Wirt seine Einnahmen kennt? Sie reichen wohl, um ihn zu ernähren.
Am Nachmittag zeigt sich die Sonne. Wandern, Montaña Colorada, eine Seite beeindruckend rötlich. Montaña Negra, der Weg drumherum mit ausgefallenen, blühenden Fettpflanzen. Würde man die Blüte abkneifen, hätte man einen ganzen Blumenstrauss. Von fern sehen sie aus, als wären es Riesenpilze, deren Kopf aus unzähligen kleinen rosa Blüten besteht.
Dann die Runde um El Cuervo. Schwarz mit grüner Kappe. An der einen Seite aufgerissen. Man kann in den Krater reinspazieren. Man wird still, ehrfürchtig, staunend. Welche Kräfte haben hier gewirkt? Nicht zu begreifen.






12. Juni 2022, 10,5 km, 2 h 15 min, 130/120 Hm