Ich hatte fast vergessen, dass ich «frei» beantragt hatte. Das «Frei» genutzt, um nicht am Wochenende die überaus beliebte Jöriseen- sowie die Fünf-Seen Tour zu begehen. Ja, es hat sich gelohnt. Es gibt Augenblicke, in denen man vor Entzücken den Mund für einen Moment nicht schliessen möchte.
Wenn man früh genug losgeht, ist man oft allein da oben. Auf dem Weg dahin war zu beobachten, wie der Tag das Tal erobert. Das Licht schleicht sich hinein, einzelne Felswände erstrahlen bereits in warmen Farben. Oben blickt man auf Bergspitzen, zwischen denen noch Wolken verharren, und auf die runden blauen Seen. Sie liegen inmitten einer kahlen, grau-schwarzen Landschaft. Sie sind schön. Diese Kargheit ist sehr schön. Vermutlich weil man nur Gast ist und nicht sein Dasein hier fristen muss. Wie wäre es, hier Einsiedler zu sein? Aber nur im Sommer …
Folgendes habe ich noch nicht gelernt: auf einer Bank am See Platz zu nehmen und für eine gewisse Weile das Blau des Wassers zu geniessen. Und zwar länger als fünf Minuten, länger als ein Fotomoment. Ich wäre noch früh genug im Lärm dieser Weltzeit zurück.
Warum fasziniert mich die Kargheit mehr als ein üppiger Wald? Ist es das Klarere, das Weitere und Offenere? Ist man für einen Tag freier? Ist unser Alltag zu voll? Erfreut man sich mehr am Weniger?
Es gibt dieses Foto, das festgehalten hat, wie schön ein Berg sich im See spiegeln kann, ich spreche über einen der fünf Seen. Wie er heisst, dieser eine? Müsste ich nachschauen. Für meine Augen ist dieses Bild fast unwirklich. So etwas gibt es?



- 30. September 2021, 10,8 km, 2 h 52 min, 760/680 Hm
- 1. Oktober 2021, 10,5 km, 2 h 46 min, 470/740 Hm