Safiental

Es war wirklich schön.

Gestern abend haben mich grosse Zweifel gepackt. Warum wandert man? Aber dann müsste man auch fragen: Warum malen? Musik machen? Warum ein Buch lesen? Weil Gott den Menschen so geschaffen hat. Eine andere Erklärung finde ich nicht. Also wandert man, wandere ich durch Täler und über Berge, die auch geschaffen sind. Bewundernswert, die Schönheit der Schöpfung.

Das Hotel Weiss Kreuz in Splügen – eine ehemalige Säumerunterkunft – hat unglaublich viel Atmosphäre. Toll die alten Holzbalken, der Steinbodeneingang, Gewölbekeller. Die neuen, grossen Fenster, welche den Blick auf die umgebende Landschaft freigeben. Ach ja, sehr, sehr schön.

Ich bin heute um 6.15 Uhr losgegangen. Die Sonne war noch nicht über alle Berge … erst nach und nach. Die Alpwiesen voller Blumen, noch nass und glänzend. Der Weg steigend Richtung Safierberg, 2486 Meter. Bedenken wegen der Alp Stutz. Berechtigte Bedenken, wie sich zeigen sollte. Die erste Kuh-Attacke heil überlebt. Sie hatte sich bereits in einiger Entfernung durch gereiztes Muhen bemerkbar gemacht, und der Elektrozaun war gleich neben meiner Rechten. Rucksack ab, durchgeschlüpft, Hang runter, hingehockt und ganz klein sitzen geblieben. Die Rettung! Lustig, hinterher betrachtet. Dafür habe ich direkt bei der Alp einen Herdenschutzhund gestreichelt. Offenbar war er ausser Dienst, ein Stück weit hat er mich begleitet. Wie nett.

Oben auf dem Safierberg war es sehr windig und kalt, zwei reizende, mir unbekannte Vögel piepten und flatterten aufgeregt herum. Der Aufstieg hat sich schon alleine für den Blick ins Safiental gelohnt!

Welch ein Tal, von Bergen flankiert und einem felsigen Flussbett durchzogen. Na ja, es gibt viele flankierte Täler, sicher, aber die Form der Berge, ja, die macht den Unterschied. Schauen, schauen, schauen. Der Wasserfall, die Wasserfällchen, die Bächlein, die wilden Bächlein, die sich zur Rabiusa zusammentun.

Turrahus und Gerstensuppe. Weiter in das Hotel Rathaus in Safien. Morgen geht es weiter. Wurde unterwegs zweimal angesprochen, woher ich kommen würde. Aus Splügen, aha, toll.

Erstaunlich: Spontane Musik auf der Terrasse des Hotels. Handörgeli und Fagott (oder?). Ha, welch super Sache in der heutigen Zeit!

Ich habe nachgefragt: Klarinette.

10. Juli 2021, 22,3 km, 5 h 39 min, 970/1110 Hm