Panoramaweg Casaccia – Soglio

Die Sonnenterrasse Soglio liegt unter Wolken. Ein kleines, stilles Paradies ist es dennoch, die Aussicht, der Wind, das Zwitschern, italienische Sätze, die aus der Küche das Ohr des Gastes streifen.

Heute morgen wollte ich fast aufgeben: auf dem Panoramaweg Kühe! Ich habe mich gefürchtet, bin über Wiesen einen Umweg gelaufen und später auf den richtigen Weg eingebogen. Was ist richtig? Wohl zu versuchen, das Ziel zu erreichen, und das habe ich.

Die Berge um Soglio sind hoch und sehen wegen des Schnees wild und unzugänglich aus. Umso mehr schätze ich die Geborgenheit auf der Terrasse des Hotels Stüa Grande, trinke Rotwein und fühle mich sicher. Auf dem Tisch, in der Vase, gibt es lila Flieder und weisse Tulpe. Wie schön das war, Soglio vom Wanderweg aus zu sehen, die Steindächer, die Kirche, das Ziel greifbar nahe.

Heute vormittag habe ich arg daran gezweifelt, ob ich alle geplanten Wanderungen machen soll. Wozu? Lieber nur ab und zu etwas … Blöde Kühe. Sie verderben mir gewaltig die Freude. Wieviel freier würde ich mich bewegen, wenn es sie nicht gäbe. Und C. habe ich auch ein wenig vermisst.

Es ist 16.45 Uhr. Immer noch Rotwein im Glas. Vielleicht fahre ich morgen nach Maloja und laufe am See lang nach Champfer. Oder doch nicht? Erstmal sitze ich hier.

Auf dem letzten Stück nach Soglio treppt man sich hoch und runter, trepp hoch, trepp runter, Steine, Steine, Steine. Ob sie wohl früher mit Eseln zu ihren Gebäuden gelaufen sind, Gebäuden, welche jetzt verfallen? Die Dächer aus Holzbalken verfallen zuerst. Steine bleiben.

Ich bin sehr froh darüber, in der Schweiz zu leben. Wie gut das tut, einfach zu sitzen und nichts mehr vorzuhaben ausser dem Z’nacht.

29. Mai 2021, 18,2 km, 4 h 30 min, 210/620 Hm