Nach dem schönen Ausklang des gestrigen Tages hoffte ich heute auf einen ebenso guten Beginn. Wie wäre es zum Beispiel mit einem klaren Blick auf den Snæfellsjökull? Doch leider hüllte er sich auch heute in Wolken.
Beim ersten Abenteuer des Tages ging es darum, rechtzeitig eine Tankstelle zu erreichen. Die kleine Anlage im Nachbarort hatte die Annahme meiner Kreditkarte verweigert, und bis zur nächsten Gelegenheit war es eigentlich nicht zu schaffen. Tatsächlich war das letzte Strichlein der Benzinanzeige seit fast 30 km erloschen, als ich mit leicht erhöhtem Puls endlich an der Zapfsäule in Ólafsvík stand. Ich weiss nicht, wie Volvo rechnet, jedenfalls füllte ich exakt 73,76 Liter in meinen 70-Liter-Tank. Merke: In abgelegenen Gebieten keine Tankmöglichkeit auslassen!
Nach dieser ungeplanten Episode verliess ich die Halbinsel Snæfellsnes und gelangte wieder auf die Ringstrasse Richtung Norden. Ich sollte heute die längste Strecke auf dieser Reise abspulen. Die Route führte anfänglich durch wenig interessantes Gebiet, später aber kommt man in ein langes grünes Tal, das bis Akureyri führt. Von diesem Streckenabschnitt habe ich leider gar kein Foto. Überhaupt fotografierte ich an diesem Tag sehr wenig, darum gibt es in diesem Artikel auch kaum Bilder.
In Akureyri, der sehr schön gelegenen «Hauptstadt des Nordens», legte ich einen kurzen Zwischenhalt ein. Ein Stück hinter der Stadt erreichte ich bei 65°49′ den nördlichsten Punkt der Reise, und kurz darauf führte ein völlig unauffälliger Abzweig zur Sehenswürdigkeit des Tages, dem Goðafoss. Dieser Wasserfall ist zwar nicht sehr hoch, durch seine in der Mitte geteilte Fallkante aber besonders schön anzusehen. Seinen Namen hat er daher, dass im Jahr 1000 ein örtlicher Vormann seine Götzenbilder hier hinuntergeworfen haben soll.
Vom Goðafoss war es nicht mehr weit zum Zielort Reykjahlíð am See Mývatn. Ursprünglich hatte ich vor, heute nacht in der Umgebung noch einmal zu zelten, hatte dann aber wegen wackeliger Wettervorhersagen kurzfristig umgeplant. Wie sich zeigte, wäre das nicht nötig gewesen, denn das Wetter blieb den ganzen Tag und die ganze Nacht über schön.
Vom Aufreger am Anfang abgesehen, verlief dieser Tag ziemlich unspektakulär. Ich hatte die längste Etappe der Reise zu absolvieren, und das auf einer Route, die nur wenige interessante Attraktionen aufweist. Morgen gibt es hoffentlich genug Zeit und Gelegenheit für ein paar letzte Aktivitäten.
Island, 7. bis 14. Juli 2011