Am letzten Tag auf den Färöern waren aus Zeitgründen keine grossen Ausflüge mehr möglich. So sollten in den paar Stunden bis zur Abfahrt der Fähre noch Tórshavn und die nähere Umgebung zu ihrem Recht kommen. Leider war das Wetter heute richtig ungemütlich. Aus den üblichen morgendlichen Nebelwolken kondensierte ein leichter Sprühregen, und der Wind sorgte dafür, dass es trotz der offiziellen 12 °C unangenehm kühl war.
In teilweise dickem Nebel ging es nach Kirkjubøur. Neben ein paar hübschen alten Häusern im typisch färöischen Stil und einer kleinen Kirche imponiert dieses Nest mit einer echten Domruine. Kirkjubøur war nämlich bis zur Reformation Sitz eines Bistums. Bis auf die Aussenmauern aus verwitterten Feldsteinen ist von der einstigen Kathedrale aber nicht mehr viel übrig. Seit ein paar Jahren bemüht man sich mit allerlei technischen Hilfsmitteln, den weiteren Verfall aufzuhalten.
Viel mehr gibt es in diesem Teil der Insel nicht zu sehen, die Zeit drängte, und so fuhr ich zurück nach Tórshavn. Lustiges Highlight des Stadtrundgangs war ein Hausbesitzer, der mit dem Rasentrimmer sein Dach mähte. Wenigstens lassen sie dort keine Schafe grasen …
Schliesslich wurde es Zeit, sich zum Hafen zu begeben. Gut zwei Stunden vorm geplanten Ablegen reihte ich mich in die Warteschlange ein. Von der Norröna war da noch nichts zu sehen. Der Zwischenhalt in Tórshavn am Mittwoch ist nur kurz, weil die meisten Passagiere nach Island durchreisen und auch keine Fracht umgeschlagen wird. Pünktlich tauchte die Fähre aus dem Nebel auf. Schaulustige an Deck wie an Land sahen staunend zu, wie dieser grosse Pott im engen Hafenbecken ganz ohne Schlepperhilfe eine Wende um 270° vollführte, um dann achtern anzulegen. Das Entladen ging tatsächlich sehr schnell über die Bühne, und schon durften wir an Bord rollen. Die allgegenwärtigen Hardcore-Tschechen tanzten dabei buchstäblich aus der Reihe, als ihnen einfiel, ihre Jeeps in den Wartespuren umzuparken.
Das Ablegen bedeutete noch nicht den endgültigen Abschied von den Färöern, denn die Norröna fährt auf ihrem Nordkurs noch auf einer schönen Panoramaroute zwischen den Inseln hindurch. Endlich entschwanden aber auch die nördlichsten Zipfel dem Blick. Vit síggjast, Føroyar! Nun wartet das nächste Reiseziel: Morgen früh erreichen wir Island.
Tórshavn, Färöer, 3. bis 6. Juli 2011