Die Färöer von ganz oben

Auf dem Slættaratindur

Heute ging es zunächst auf die westliche Insel Vágar. Den Fjord unterquert man in einem Tunnel, für den eine ziemlich hohe Maut verlangt wird. Die Strasse verläuft weiter an der Südküste der Insel. Fast am Ende liegt das malerische Dörfchen Bøur. Typische grasgedeckte Häuser säumen den Strand vor der prächtigen Kulisse der Inselchen Tindhólmur und Drangarnir.

Überhaupt gibt es entlang den färöischen Küsten einige imposante Landmarken. Ein Highlight ist die Felsnadel Trøllkonufingur. Den besten Blick hat man vom Ort Sandavagúr aus, in welchem es auch eine hübsche Kirche zu sehen gibt. Diese ist insofern besonders, weil dort eines der ältesten Artefakte der Färöer aufbewahrt wird: ein Runenstein aus dem 12. Jahrhundert, der von der Ansiedlung eines Norwegers an diesem Ort kündet.

Auf dem in Ufernähe entlangführenden Weg zum «Trollweibfinger» musste ich mich als Leichtgewicht bei steifem Gegenwind in Schräglage fortbewegen. Am Aussichtspunkt hat ein fürsorglicher Bauer einen Steinwall als Windschutz errichtet. Hier hat man einen wunderschönen Panoramablick übers Meer, der zur Linken von dem besagten Monolithen begrenzt wird.

Am Nachmittag stand dann eine richtige Wanderung auf dem Programm. Der höchste Berg der Färöer, der Slættaratindur, der knapp 900 Meter hoch ist, versprach eine schöne Sicht über den ganzen Archipel. Der Berg liegt im Norden der Insel Eysturoy. Wie üblich gibt es an der Strasse keinerlei Hinweis auf diese Attraktion, so dass ich nur mit Mühe den richtigen Startpunkt fand. Als ich mich gerade bereitmachte, rauschte eine Kolonne tschechischer Jeeps heran, die bereits im Fährhafen Hirtshals für Aufsehen gesorgt hatte. Die Insassen kannten sich offenbar aus, denn sie schwärmten sofort über die steil ansteigende Schafweide nach oben. Ich folgte in sicherem Abstand. Die ersten zwei Drittel des Weges sind praktisch gar nicht markiert und wirklich sehr steil. Danach gelangt man auf einen gut sichtbaren Pfad, der etwas Schwindelfreiheit verlangt, aber nur noch mässig ansteigt.

Von den Bergen im Süden wälzte sich unterdessen eine Wolkenfront heran. Die sollte doch nicht etwa die schöne Aussicht verderben? Der Wind frischte immer mehr auf, und als ich den kahlen Sattel unterhalb des Gipfels erreichte, wurde ich fast zur anderen Seite hinuntergeweht. Die anderen Wanderfreunde hatten in diesem Sturm ebenfalls ihren Spass. Das letzte Wegstück führte glücklicherweise auf der windabgewandten Seite entlang. Über eine Art Treppe erreicht man schliesslich das Gipfelplateau. Hier stürmte es natürlich wieder, und der Wind war zudem eisig kalt. Thermounterwäsche und Pudelmütze machten sich jetzt gut bezahlt, und das am 5. Juli! So konnte ich eine Weile den herrlichen Rundblick geniessen. Tief unten erblickte ich sogar zwei alte Bekannte: Risin und Kellingin, diesmal aus anderer Perspektive. Irgendwann wurde es mir aber doch zu ungemütlich, so dass ich mich auf den Rückweg begab. Die Färöer von ganz oben – ein gelungener Abschluss des zweiten Tages.

Tórshavn, Färöer, 3. bis 6. Juli 2011

Ein Kommentar

  1. Lieber Carsten!
    Vielen Dank für Deinen interssanten Bericht, den Ute und ich gerade lesen. Wir freuen uns, daß Dein Urlaub Dir bisher gut gefällt und wünschen Dir weiterhin schöne und erholsame Tage.

    Jürgen und Ute

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